Neue Wege für Vermittlung von Digitalkompetenz am Beispiel einer „Marketing Analytics“-Lehrveranstaltung

Case Study 3: Innovative Hochschullehre

Autoren: Bernd Skiera, Lukas Jürgensmeier

Motivation

In der Lehrveranstaltung „Marketing Analytics“ an der Goethe-Universität lernen Studierende des Bachelorstudiengangs Wirtschaftswissenschaften das Programmieren in der Statistiksoftware R und beantworten damit ökonomische Fragestellungen. Somit wenden sie die allgemeinen technischen Fähigkeiten (Programmieren) in einem bestimmten fachlichen Kontext (Marketing) an.

Dabei ist vor allem der Einstieg in das Programmieren für Studierende ohne Vorkenntnisse herausfordernd. Seit 2021 wird die Lehrveranstaltung nun in einem innovativen Konzept durchgeführt, welches die Stärken von Online- und Offline-Lehre verbindet und damit einen optimalen Rahmen für die Vermittlung technischer Kompetenzen bietet.

Quick Facts

Marketing Analytics

  • Bachelorkurs in der zweiten Hälfte des Studiengangs Wirtschaftswissenschaften
  • 400 Teilnehmende pro Jahr
  • Kursleiter: Prof. Dr. Bernd Skiera, Goethe-Universität Frankfurt
  • Ziel: Vermittlung von Programmierkenntnissen in der Sprache R und deren Anwendung zur Lösung ökonomischer Fragestellungen
  • Methoden: Flipped Classroom, Peer-Learning, Gruppenarbeiten

Das Veranstaltungskonzept wurde dabei von den erprobten Konzepten der ehrenamtlichen Organisation TechAcademy (siehe Case Study TechLabs und TechAcademy) inspiriert. Diese Übertragung der Bildungskonzepte in die Hochschulbildung zeigt, dass Ideen von derartigen ehrenamtlichen Organisation richtungsweisend für Angebote an traditionellen Bildungseinrichtungen sind — insbesondere die Vermittlung von Programmierkenntnissen an Hochschulen.

Konzept

Das Ziel der Lehrveranstaltung „Marketing Analytics“ ist einerseits die Vermittlung von Programmierkenntnissen und andererseits die Anwendung dieser zur Lösung fachspezifischer, hier konkret ökonomischer Probleme. Dieses Ziel wird über das Lehrkonzept „Flipped Classroom“ sowie den Fokus auf Peer-Learning durch Gruppenarbeiten erreicht.

„Flipped Classroom“ heißt, dass die reine Inhaltsvermittlung online stattfindet und Präsenzveranstaltungen ausschließlich zur Vertiefung und für Interaktionsmöglichkeiten sowohl zwischen Lehrenden und Studierenden als auch den Studierenden untereinander genutzt werden. Konkret bereiten sich Studierende vor den Präsenzveranstaltungen durch Kurzerklärungen relevanter technischer Inhalte via on-demand-Materialien, überwiegend Videos, vor.

Studierende lernen die technischen Vorlesungsinhalte am besten, wenn sie selbstständig (Programmier-) Aufgaben bearbeiten. Dabei treten viele kleine Schwierigkeiten auf, die frustrierend sein können. Durch den intensiven Kontakt mit den Lehrpersonen und die Niedrigschwelligkeit der Unterstützung durch Lehrende im „Flipped Classroom“-Format werden diese Hürden schnell aus der Welt geschafft und die Studierenden können sich zügig auf das tatsächliche Verständnis konzentrieren. Zudem kann das Lehrteam die Studierenden bei diesem Format besser als im klassischen Frontalunterricht durch den intensiven Austausch während der Gruppenarbeiten unterstützen. Dabei wird individualisiert gefördert und gefordert: eine starke Gruppe wird dazu aufgefordert, noch einen Schritt weiter zu denken, während eine schwächere Gruppe bei der Lösung vorheriger Aufgaben unterstützt wird. Dadurch wird die Präsenzzeit für einen maximalen Lernerfolg genutzt.

Studierende schätzen die bessere Betreuung, schnelleres Verständnis, einen größeren Spaßfaktor, und ganz besonders die stärkere Interaktion mit Mitstudierenden und Lehrenden. Diese Form der Lehre ist aus Lehrenden-Sicht zwar aufwändiger, aber auch erfüllender als Frontalunterricht, da es einen persönlicheren Kontakt zu Studierenden ermöglicht, die zielgerichteter und besser unterstützt werden können.

Das Veranstaltungskonzept passt somit zur modernen Vision einer Präsenzuniversität, die physische und digitale Räume innovativ verbindet und die jeweiligen Stärken optimal ausnutzt.

"MINT Unterrichten ist wie Entwicklungshilfe im eigenen Land betreiben, fehlende Ausstattung, fehlendes Wissen und natürlich fehlende Ressourcen."

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